Das Windenergiecluster hat am 20. März 2023 einen Workshop zu neuen Forschungsthemen im Umfeld der Offshore-Windenergie abgehalten. Etwa 40 Teilnehmende aus Industrie und Forschung haben teilgenommen und den Austausch gesucht. Die initiale Idee für diesen Workshop kam durch die mittlerweile vielseitigen Optionen, die der Standort Rostock der Forschungslandschaft im Kontext der Offshore Windenergie liefert. So gab es zu Beginn Einführungs- und Impulsvorträge zum Nationalen Offshoretestfeld vor Warnemünde, vorgestellt durch Jochen Körner von der Stiftung Offshore-Windenergie, sowie einem Vortrag zur Wasserstoffforschungsfabrik, vorgestellt durch Benjmin Illgen vom Fraunhofer IGP.
Im Anschluss haben die Teilnehmenden sich in zwei Gruppen aufgeteilt, um die Themen Vorfeldbegleitforschung sowie Forschung und Innovation im Betrieb gemeinsam zu diskutieren. Ziel dieser Diskussionsrunden war primär die Sammlung neuer und bestehender Projektansätze, die Identifikation konkreter F&E Ansätze sowie, falls möglich, die Anbahnung möglicher Kooperationen.
Vorfeldbegleitforschung
Die Diskussionsgruppe zu Vorfeldbegleitforschung hat sich vornehmlich Forschungsthemen gewidmet, die noch vor dem Betrieb des Testfeldes durchgeführt werden könnten. Berücksichtigung fanden hier unter anderem Monitoringmaßnahmen. So könnte man untersuchen welchen Einfluss der Betrieb eines Windparks auf lokale Fischbestände hätte. Ein Vorfeldmonitoring ist notwendig, um Vergleichsdaten zu haben. Wichtig ist jedoch zu klären für wen die Monitoringmaßnahmen durchgeführt werden. Da die Laufzeiten recht lang sind, ist dies nicht immer leicht zu ermitteln bzw. im Vorfeld festzulegen. Weitere Diskussionsinhalte rankten sich rund um das Thema Wasserstoff. So sollte schon jetzt überlegt werden, welche Standorte für eine Wasserelektrolyse in Betracht kämen, wie man Nebenprodukte einer Elektrolyse verwerten könnte und welchen Einfluss eine Offshore-Elektrolyse haben könnte. Die Wechselwirkungen zur Einleitung einer Sole (Nebenprodukt einer Meerwasserentsalzung) müssten beispielsweise gründlich untersucht werden. Weitere mögliche Untersuchungsgebiete beziehen sich auf gesellschaftliche Fragestellungen rund um Akzeptanz und Kompensationsmaßnahmen. Anteile einer Vorfeldbegleitforschung könnten schlussendlich noch Untersuchungen während der Bauphase enthalten. Eine der größten Herausforderungen für die Durchführung von Forschung vor der Errichtung des Testfeldes sind die noch ungenauen Rahmenbedingungen. Insbesondere der noch nicht konkret festgelegte Zeitplan erschwert anzugehende Anstrengungen Forschungsanträge einzureichen und letztendlich sinnhafte Projekte durchzuführen.
Forschungs- und Innovation whärend des Betriebs
Die zweite Diskussionsrunde beschäftige sich mit neuen Forschungs- und Innovationsthemen während des Betriebs. Hier fand auch eine mögliche Synergie mit der Wasserstoffforschungsfabrik Berücksichtigung. Dass diese Wechselwirkung mitbedacht werden sollte ist folgerichtig, da als einer der größten Innovationtreiber Wasserstoff angesehen wurde. Die Produktion von Wasserstoff wurde als klarer Standortvorteil erkannt und demzufolge sollten auch Forschungsthemen am Standort verortet werden. Forschungsansätze sieht man vor allem in der einzusetzenden Wasserstofftechnik, den Betriebsabläufen und der maritimnahen Nutzung des Wasserstoffs. Die innovative Verwendung von Wasserstoff und deren Derivaten als Schiffstreibstoff sollten nicht nur bei CTVs, sondern auch bei der Versorgung der Hafeninfrastruktur oder sogar im touristischen Bereich erprobt werden. Ein dem Wasserstoff übergeordnetes Thema bezog sich auf die Sektorenkopplung insgesamt. Demnach ist es wichtig netzdienliches Verhalten aber auch Power-To-Heat Anwendungen nicht aus dem Blick zu verlieren. Im Zuge aktueller sicherheitspolitischer Entwicklungen, gab es auch Ideen, die Aspekte zur Sicherung dieser systemkritischen Infrastrukturen zu erforschen bzw. zu verbessern. Neben mehr oder weniger klassischen Innovationsthemen wie Korrosionsschutz, Betriebsoptimierung, Digitalisierung oder Innerparkverkabelung wurden auch ganz neue Forschungsthemen im Kontext der Windenergie vorgeschlagen. Diese reichten von Floating Wind und PV-Offshore, über weitere Mischkonzepte mit, bis zur Erprobung von Co-Nutzungskonzepten wie Aquakulturen und Muschelzucht. Besonders wichtig war den Teilnehmenden die Berücksichtigung von Local Content. Fertigungskompetenz, Service, Wartung und Sicherheitsüberprüfungen sollten durch lokal ansässige Firmen durchgeführt werden. Das gleiche gilt für Forschungseinrichtungen. So wird aus Sicht der Teilnehmenden dann auch der nachhaltige Betrieb gewährleistet. Schlussendlich war vor allem die Forschenden innerhalb der Diskussionsrunde wichtig, dass die Publizierbarkeit gewährleistet werden muss. Nur so lassen sich neue Innovationen effektiv über die ganze Branche hinweg nutzen.
Ergebnis
Im Ergebnis des Workshops muss gesagt werden, dass die konkrete Ausgestaltung eines Zeitplans zum Offshoretestfeld unerlässlich ist. Ohne diesen werden weder Unternehmen noch Forschungseinrichtungen einen Forschungsantrag im räumlichen Zusammenhang zu diesem stellen oder gar genehmigt bekommen. Der Standortvorteil wäre demzufolge nicht nutzbar. Zudem ist es überlegenswert auf politischer Ebene den Weg für Forschungsmittel, die speziell für das Offshore-Testfeld zugeschnitten sind, zu ebnen.